§ 59 Schlesien (die Sudeten). 86
Kohlenlager besitzt zugleich große Schätze an Zink-, Blei- und
Eisenerzen; für Zink ist es das Hauptgebiet der Erde. Ein ganzes Nest
von Industriestädten (Eisenindustrie) zeugt wie im Ruhr- und Saarkohlengebiet
von lebhafter gewerblicher Tätigkeit (3 Städte von G, z. B. Königshütte). —
Ein anderer Jndustriebezirk zieht sich amfußeder Sudeten entlang: der
Flachsbau und die Wasserkraft der Gebirgsbäche führten früh zur Leinen-
Weberei. Zellenförmig ziehen sich die großen Weberdörfer an den Bächen hinauf
(Grund?); eins (Langenbielau) hat 20000 Eiuw. Aber der Verdienst ist meist
gering, die Not oft groß (vgl. Erzgebirge).
Städte im Gebiet des schleichen Flachlandes s. § 62e und f.
c) Die Sudeten.
§ 59 1. Die Sudeten bilden einen 300 km langen, 40 km breiten Wall, der ganz
dem Urgebirge angehört. — Zwei Hauptmassen: das Riesen- mit dem
Jsergebirge und die Glatzer Gebirge mit dem angeschlossenen Alt-
vatergebirge (Gesenke); zwischen ihnen das niedrige, kohlenreiche Waldenburger
Bergland; westlich vom Riesengebirge das ebenfalls niedrige Laufitzer Gebirge
(§57), beides wegsame Durchgangsgebiete nach Böhmen. 1866!
2. Das Niesengebirge ist das am schroffsten aufsteigende, steilwandigste
Gebirge Deutschlands. Nur halb so viel Raum einnehmend wie der Harz, erreicht es
fast dessen la/2 fache Höhe (Schneekoppe im Ostflügel des Gebirges 1600 m). Der
nur mit Flechten überzogene Kamm, der mit zahllosen Felstrllmmern bedeckt ist,
überragt den Waldgürtel um mehrere hundert Meter, und die vielgerühmte
Kammwanderung, die etwa 4 Stunden in Anspruch nimmt, bildet den lustigsten
und lohnendsten Spaziergang Deutschlands und hat selbst in den Alpen kein Seiten-
stück (weil dort nirgends ein Kamm so frei für sich liegt). Es ist ein Doppel-
kämm, s. Abb. 1 u. 2, §59. — Eine Wanderung bergauf führt nacheinander
durch die Gebiete der Laubhölzer, der Nadelhölzer, des Knieholzes (Baumgrenze
bei 1300 m), der aromatischen Bergkräuter, der Moose und der Flechten.
3. Über Einzelheiten zum Riesengebirge siehe den Text unter
dem umstehenden Bild.
4. Erinnerung an die Alpen. Infolge des raschen Aufstiegs zu be-
deutender Höhe erinnert manches an die Alpen: die steilen Felswände (besonders
an der Schneekoppe), die tief eingerissenen Schluchten („Schneegruben", s. den
Text unter dem Bild!), die scharfen Felsgrate, die gewaltigen Felstrümmer, die
stürmischen Bäche, die Wasserfälle und die Bergweiden (Matten) mit ihren Senn-
Hütten, hier Bauden = (Holz-)Bauten genannt. (So nennt man aber nicht bloß
die eigentlichen, nur im Sommer bewohnten Hirtenhütten, sondern auch die
tiefer gelegenen, ständig bewohnten Häuser I s. Bild 4, § 591, wie auch die
Hotels.)
§ 60 5. Witterungserscheinungen und ihre Folgen im Riesengebirge. Die Regen-
menge des Kammes ist ziemlich genau doppelt so groß wie die der schlesischen Ebene (140 gegen
68 cm). Infolgedessen ist das Riesengebirge außerordentlich reich bewässert. Von allen Ab-
hängen schweben die Rinnsale gleich silbernen Fäden herab. Häufig brechen aber auch Hochwasser-
katastrophen herein, von denen die des Jahres 1897 die schrecklichste war. Seitdem schuf man
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Abb. 7, §26. Berchtesgaden mit dem Watzmann.
<Verlag Würthle & Sohn Nachf., Salzburg.)
Berchtesgaden ist der Sammelpunkt der Reisenden, die den Königssee und seine Umgebung be-
suchen. — Blick nach Süden über den malerisch gelegenen Marktflecken auf den Watzmann
(2700 m); links von diesem (östlich) ist der Königssee zu denken.
schönen Gebirgskessel >f. Text und Abb. 7, g 26]. Ostlich von diesem Ort be-
findet sich ein Steinsalzbergwerk. Die hier gewonnene Salzsole wird durch Rohr-
Leitungen nach Berchtesgaden, Reichenhall (an der Saalach, einem Neben-
fluß der Salzach) und anderen Orten geführt und hier (in holzreicher Gegend!)
versotten. Noch reicher an Salzlagern ist das benachbarte österreichische Salz-
kammergut, eine ebenfalls reich mit schönen Bergseen geschmückte Alpenlandschaft.
c) Die übrigen Randgebirge der Süddeutschen Hochebene.
1. Den Schwäbisch - Fränkischen Jura siehe beim Schwäbischen § 27
Stufenland.
2. Der Böhmerwald (Grenzgebirge zwischen?) ist der Greis unter den deutschen
Gebirgen (die Alpen ein Jüngling). Er ist bereits bis auf den slachwelligen Sockel
abgetragen. Gewaltige Wälder (auch Urwälder), Sümpfe und Moore (uudurch-
lässiger Granitgrund!) geben ihm einen düsteren, geheimnisvollen Charakter.
Der Paß von Taus, die Verbiuduugsstraße zwischen Bayern und Böhmen,
teilt den Böhmerwald in einen schmalen nördlichen und einen breiten, vielkettigen
südlichen Flügel (Arber 1460 m). Durch eine Bruchlinie (darin der Regen) wird
vom Böhmerwald der freundliche Bayerwald abgetrennt. In der Bruchlinie
erhebt sich eine merkwürdige Quarzmauer, der Pfahl, 60 km lang und 40—50 m
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— 6 —
beten Waffen, webten Leinwanb, brauten Met und Bier und suchten Hanbelsverbinbungen anzuknüpfen. An körperlicher Bilbung und geistiger Begabung waren sie den benachbarten Kulturvölkern ebenbürtig. Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr langes, rötlich blonbes Haar und ihre blauen Augen imponierten selbst den Römern. Daß sie eine ausgebilbete Götterlehre besaßen, ist schon erwähnt worben, boch sie bichetetn auch Gesänge zu Ehren ihrer Götter und gruben Schriftzeichen (Runen) in buchene Stäbe, welche sie hinstreuten, um den Willen der Götter zu erforschen. Aber ihr Leben war einfach, und rauh ihr Land. Walb und Sumpf nahm bamals den größten Teil Deutschlanbs ein, ba-zwischen lagen in den Thälern langgestreckte Dörfer, von Acferlanb und Viehtriften umgeben. Die roh hergerichteten Hütten, die aber boch bereits in einem weißen ober rötlichen Abputze prangten, stauben vereinzelt inmitten der Felber. Vor dem Hause biente eine verbeckte Grube als Vorratsraum und bei einem plötzlichen feinblichen Überfalle als Versteck. Ebenso einfach war die Kleibung, und zwar unterschieb sich die der Frauen wenig von der Tracht der Männer, nur daß jene mehr aus Leinwanb, diese mehr aus Pelzwerk bestanb. Stabte gab es im alten Germanien noch gar nicht. Mehrere Dörfer zusammen bil-beten einen Gau, bessen Grenzen gewöhnlich durch einen Flußlaus, den Abhang eines Gebirges ober eine anbere natürliche Beschränkung bestimmt würden. Die Gaubewohner waren nach Stäuben georbnet. Durch Grunbbesitz und Ansehen im Volke ausgezeichnet waren die Abalinge (Eblen). Einzelne von ihnen wohnten wohl schon in festen Burgen, und aus ihren Reihen wählte das Volk die Anführer im Kriege, die Herzöge. Auch das Stammesoberhaupt, der König, gehörte dem Abel an, und schon der Titel (Kuning = einem Geschlechte angehörig) beutet baraus hin, daß die Würbe in einer bestimmten Familie in der Regel erblich war, wenn auch immer eine Wahl durch die Volks-gemeinbe der Thronbesteigung voranging. Der König war der oberste Gerichtsherr, der Vorsitzenbe der Volksversammlung, und wenn er wollte, gewiß auch der oberste Kriegsherr, aber seine Gewalt erlitt eine Beschränkung durch das Ansehen der Priester und den Willen der Volksgemeinbe; im Kriege teilte er die Führung mit den vom Heere erwählten Herzögen ober überließ sie biesen ganz, wie es die Stammessitte mit sich brachte. Den Kern des Volkes machten die Freien aus, die grunbbesitzenben Gemeinbemitglieber, welche niemanbem zins- und bienstpflichtig waren. Daneben gab es wohl schon sehr früh zinspflichtige Grunbeigene (Hörige), kleine Bauern, welche einem Freien, einem Eblen ober dem Könige Abgaben entrichten mußten. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bilbete sich von selbst, sobalb größere Laub strecken durch
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48
Iser- und Riesengebirge.
Das Erzgebirge hat hauptsächlich durch den Einbruch des böhmischen Beckens
seine Gestalt erhalten. Die Sudeten aber entstanden dadurch, daß das Land auf der
böhmischen und auf der schleichen Seite einsank, während des Sinkens der beiden
Flanken wurden die stehengebliebenen Massen emporgepreßt und infolge der Be-
wegung stark zerstückelt. Dadurch erhielt der lange Gebirgszug seine große Weg-
samkeit, und es wurde ihm der Charakter einer Scheidemauer genommen. — Die
Veränderungen in der Lage der Erdrinde waren auch hier von zahlreichen vulkanischen
Erscheinungen begleitet. Berge, die vulkanischen Ergüssen ihre Entstehung verdanken,
und warme mineralische Quellen findet man an vielen (Drten.
Iser- und Riesengebirge bestehen hauptsächlich aus Granit. Gneis und
Glimmerschiefer, den ältesten Gesteinen der Erdrinde. Bei der Verwitterung zerfallen
sie in tonige, lehmige Erde. Die reichlichen Niederschläge können daher nur langsam
in den undurchlässigen Boden versickern, und es haben sich in den Senken auf den
Bergrücken Moore gebildet, (vgl. mit andern deutschen Gebirgen!) Diese aus-
gedehnten Moore sind für die umliegenden Landschaften von großer Bedeutung.
Sie geben in den Zeiten der Dürre und Trockenheit von ihrem Wasservorrate an
die Flüsse ab. Wenn aber im Frühlinge der Schnee schmilzt, oder wenn im Sommer
starke Gewitterregen fallen, dann saugen sie sich wie natürliche Schwämme voll
Feuchtigkeit. Dadurch verhüten sie plötzliche Überschwemmungen, (vgl. mit den
Klpenseen!) Trotzdem kommt es vor, daß die Täler des Iser- und des Riesengebirges
von Wassernot heimgesucht werden. Die Sommerregen sind nämlich manchmal so
ausgiebig, daß sie von den Mooren nicht aufgesaugt werden können.
In den Sudetentälern herrscht eine rege Gewerbtätigkeit. Steine von vorzüg-
licher Beschaffenheit werden gebrochen, geschliffen und poliert. Kus dem reinen
(Huarzsand werden kunstvolle Glaswaren (Kristallglas) hergestellt, und in zahlreichen
Fabriken sind Tausende von Arbeitern mit der Verfertigung von Leinen-, Woll- und
Baumwollwaren beschäftigt.
Das Riesengebirge bildet besonders wegen seiner mannigfaltigen Naturschön-
heiten im Sommer und Winter das Ziel zahlloser Reisenden. Seine unteren Kbhänge
werden von prächtigen Laub- und Nadelwäldern bedeckt. Ienseit der Grenze von
1200 m beginnt die Fichte, untermischt mit der Vogelbeere, in gelichteten Beständen und
in verkrüppelter Form aufzutreten. Sturm und Schnee haben ihr oft die Krone geraubt,
und gedrückt, knorrig, nicht mehr frei und stolz zum Gimmel strebend, von Moos und
den Zottelbärten der Bartflechte behangen und überwuchert, stehen die Bäume in ver-
kümmerter Gestalt da. Über die weiten, platten Flächen der Hochregion breitet sich
ein magerer, gelblicher Graswuchs, der Rinder- und Ziegenherden die Nahrung gibt.
Die höchsten Rücken bedecken mächtige Trümmerfelder von Granit; ein Moor, kenntlich
an den wehenden weißen Flockenbüscheln des Wollgrases, schiebt sich dazwischen, oder
aber dichte Gebüsche der Zwergkiefer breiten einen dunkelgrünen Mantel über die
hänge. Die Bewohner dieser höhen finden durch Viehzucht und Heuwirtschaft, be-
sonders aber durch den regen Fremdenverkehr lohnenden Verdienst. Ihre Wohnungen,
die Bauden, liegen gewöhnlich nicht in Dörfern beisammen, sondern weit über das
Gebirge zerstreut. Sie sind jetzt meist zu Gasthäusern ausgebaut worden.
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54
Lüneburger Heide.
Hünengrab. (Nach Kraepelin.)
die einzelne, mit erratischen Blöcken überstreute Hügel aufragen. Abgesehen von
einigen ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern ist das weite Gebiet fast nur mit
Heidekraut und Gras bewachsen, aus dem sich Ginstergestrüpp und dunkle Wacholder-
sträucher erheben. Das Heidekraut macht diese öden, unfruchtbaren Gegenden erst
bewohnbar. „Venn die sengenden strahlen der Sommersonne die Heide fast aus-
gedörrt haben, brennt der Heidebauer den Pflanzenwuchs auf einem Teile seines Be-
sitztums nieder. In den Boden, der durch die untergepflügte Ksche einige Frucht-
barkeit gewonnen hat, sät er im nächsten Frühjahre dann das „Heidekorn", den
Buchweizen, dessen mehlreiche Samen das Hauptnahrungsmittel der Heidebewohner
bilden. Heidekraut streut der Mensch auch dem Vieh in die Ställe und dann als
nährenden Dünger auf den sandigen Hefer; mit Heidekraut deckt er das Vach feiner
Hütte, und mit Heidetorf erwärmt er im Winter die ärmliche Wohnung."
In den flachen Tälern liegen im Erlengebüsch versteckt oder von hochragenden
Eichen und Buchen umgeben die Heidedörfer, deren Bewohner sich mit etwas Kcker-
bau, vorzüglich aber mit Bienen- und Viehzucht beschäftigen. Wenn sich nämlich
im Spätsommer die Heide mit Millionen honigreicher Blüten wie mit einem rosen-
roten Schimmer überzieht, dann finden die Bienen der Bauern einen reichgedeckten
Tisch. Die jungen Triebe des Heidekrautes liefern Futter für Rinder und Schweine.
Die Heidschnucken, die früher ausschließlich auf den Flächen weideten, nehmen an
Zahl immer mehr ab- denn die Wolle, die das Ausland, besonders Australien und
Afrika, liefert, ist billiger und besser. Nur noch in den einsamsten Heidegegenden
treffen wir vereinzelt größere Schafherden, — Um auch die weiten, unfruchtbaren
Heideflächen ertragreich zu machen, hat man begonnen, sie aufzuforsten oder durch
künstliche Berieselung und Düngung in Wiesen und Kcker zu verwandeln.
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Pflanzenleben.
123
Iv. vom Leben auf der Erde.
J. vom Pflanzenleben. Die verschiedene Zusammensetzung der Bodenkrume
und der Wechsel des Ulimas bedingen die mannigfaltige Gestaltung der pflanzen-
welt auf der Erde.
3) Einfluß des Bodens auf den Pflanzenwuchs. Der salzdurchtränkte
Boden der Meeresküsten weist eine große Zahl von pflanzen auf, die nur auf
diesem Untergrund gedeihen. Sie finden sich z. T. auch an Salzquellen, in Salzsteppen
und an ähnlichen Grten. Lei diesen pflanzen ist also die chemische Beschaffenheit
des Bodens für ihr Fortkommen maßgebend. 5lndere Gewächse wieder lieben
Kalkboden, der wasserdurchlässig, also verhältnismäßig trocken und warm ist,
noch andere den Sandboden, der ähnliche Eigenschaften besitzt. Die Kultur-
gewächse aber, die der Mensch auf seinen Feldern und in den Gärten baut, lieben
tiefgründigen, lehm- und mergelreichen Boden.
b) Einfluß des Klimas auf den Pflanzenwuchs. Je mehr wir uns dem
Pole nähern, desto dürftiger wird der Pflanzenwuchs; lenken wir aber unsere Schritte
dem Äquator zu, so werden wir durch die Fülle verschiedener Pflanzenformen und
den Reichtum an Blüten und Farben überrascht. Nach den Kulturgewächsen, von denen
das Wirtschaftsleben des Menschen größtenteils abhängt, unterscheidet man auf der
Erde verschiedene Vegetationsgebiete, die mit den Klimazonen eng verwandt sind.
Das tropische Gebiet ist durch die Nutzpflanzen gekennzeichnet, die gleichmäßig
hoher Wärme und reichlicher Niederschläge bedürfen. In den heißfeuchten Niederungen
ist die Vegetation üppiger und mannigfaltiger als in den kühleren und trockneren höhen.
In den Niederungen ist der Boden zum größten Teil mit Urwald bedeckt, der wert-
volle Holzarten enthält, von den Getreidearten gedeihen Neis und Mais; besonders
wichtig sind auch Ananas, Banane, Dlpalme, Kokospalme, Brotfruchtbaum und Sago-
palme. von Genußmitteln werden angebaut: Kakao, Zuckerrohr, Tabak und Kaffee. Als
Gewürzpflanzen sind Pfeffer, Gewürznelkenbaum, Muskatnußbaum, Zimt und vanille
zu nennen. Rohstoffe für die Industrie liefern uns die Gespinstpflanzen (Jute, Manilahanf)
und die Kautschukbäume. — 3n den Höhenlagen des Landes steht der Ackerbau im vor-
dergrund. Mais, Neis, Zuckerrohr und Baumwolle gedeihen vortrefflich, z. T. allerdings
nur bei künstlicher Bewässerung. Außerdem finden sich Pflanzungen von Kaffee und Tee,
sowie wildwachsend Palmen, Bananen und Kautschukbäume.
In dem subtropischen Gebiet mit seinen trocknen Sommern findet sich wenig
Wald. Grasfluren nehmen weite Flächen ein. Ackerbau wird meistens nur mit künst-
licher Bewässerung betrieben. Besonders Weizen und Gerste, aber auch Mohn und
Bohnen werden angebaut. Selbst die Baumwolle gibt noch gute Erträge. Besonders
wichtig sind in diesem Gebiete die Südfrüchte: Apfelsinen, Zitronen, (Vliven, Feigen,
Mandeln, Wal- und Haselnüsse, Kastanien, pfirsische, Aprikosen und im Wüstenklima
Datteln. Der Maulbeerbaum wird wegen der Seidenraupenzucht angebaut. Die Nebe
liefert süße, likörartige Weine und Rosinen.
Das gemäßigt-w arme Gebiet wird durch bestimmten jahreszeitlichen Temperatur-
Wechsel und unregelmäßig über das ganze Jahr verteilte Niederschläge gekennzeichnet,
„hier ist das Hauptgetreidegebiet mit Weizen, Gerste, Hafer, Noggen, Kartoffel und Flachs.
Mais, Tabak, Zuckerrübe, pfirsisch und Aprikose gedeihen nur in günstigen Lagen, harte
Obstsorten, Apfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen und Beeren sind hier eigentümlich; die
Hebe bringt herbe, blumige, sehr geschätzte weine, wertvolle Futtergewächse (Gräser,
Klee, Luzerne, Futterrübe) lassen besonders Pferde- und Rindviehzucht gedeihen. Die
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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14
Neckarland.
Das Meer, aus dessen schlaminigem Niederschlage sich das Iuragebirge vor vielen
Millionen Jahren bildete, barg eine ebenso reiche wie merkwürdige Tierwelt, wundervoll
gegliederte Seelilien trugen aus einem Stiel eine mächtige Krone vielfältig gespaltener
Fangarme (klbb. 5. 12). Reptilien lebten nicht nur im Meere, sondern auch auf dem
Lande und in der Luft. Einige derselben besaßen fast völlige Fischgestalt, wie der berühmte
Ichthyosaurus (5lbb. S. 114). Dazu gesellten sich Muscheln, Schnecken, Krebse, Korallen und
noch viele andere Lebewesen. In den Kalksteinplatten des Jura sind zahlreiche Kbdrücke
solcher vorgeschichtlichen Tiere bis in die kleinsten Einzelheiten ausgeprägt. Man hat
daher eine Periode des Mittelalters der Erde „Iurazeit" genannt (S. 114).
Dem Jura sind zahlreiche Bergkegel vorgelagert. Kuf zweien von ihnen hatten
die hohenzollern und die Hohenstaufen ihre Stammburgen errichtet. Im Laufe
der Zeiten sind freilich die Bauten verfallen. König Friedrich Wilhelm Iv. von
Preußen hat aber die Burg seiner Väter wiederherstellen lassen.
Das Neckarland (schwäbisches Stufenland) ist ein landschaftlich reizvolles und
wirtschaftlich wertvolles Gebiet. Ebenen und Hügel, Waldungen, Felder und Kuen
schaut hier der Wanderer. Und mitten in den Feldern, an den Straßen und auf
den Bergabhängen prangen Obstbäume, deren Zweige die Last der Früchte oft nicht
zu tragen vermögen und darum von einem Kreise hoher holzstützen umringt sind.
5luch edle Kastanien und Nußbäume sieht man zu kleinen Wäldern vereint, und hoch-
ragende hopfenanlagen wechseln mit Weinbergen ab, in denen eine gute Traube
heranreift. Rein Fußbreit Landes liegt hier unbenutzt, wohin sich auch das Kuge
wendet. Das macht die Menschen froh, gesund und zufrieden, so daß sie singend zu
jedem Tagewerk schreiten. Der Volksstamm der Schwaben oder Alemannen,
der diese herrliche Landschaft, aber auch den Oberlauf des Rheins (Baden, Elsaß-
Lothringen, Teile der Schweiz) und die obere Donau bis zum Lech bewohnt, ist in
der deutschen Geschichte oft ruhmreich hervorgetreten. Die Wiege der Staufer, der
Welfen, der Habsburger und der hohenzollern stand in diesen Landen, und von der
Tapferkeit der Schwaben erzählen uns viele Lieder („Schwäbische Kunde", „Graf
Eberhard der Rauschebart"). Durch die Gemütstiefe, die dem schwäbischen Stamme
eigen ist, wurde er zum Volke der Dichter und Denker (Schiller, Uhland). von den
Hochschulen neuzeitlichen Tharakters ganz abgesehen (technische Hochschulen u. dgl.),
besitzt das Land ein rundes Drittel aller deutschen Universitäten, und darunter einige
der ältesten, so daß hier auf je 12000 qkm ein solcher Mittelpunkt geistigen Schaffens
angetroffen wird, während in den sechs östlichen Provinzen Preußens erst auf je
50 000 qkm eine Universität gezählt wird.
Infolge des Vorkommens von Mineralschätzen (Eisenerze, Salz, Werksteine) hat
sich auch ein reger Gewerbfleiß entwickelt. In Pforzheim (69; badisch) werden viel
Gold- und Silberschmucksachen angefertigt, die man überall gern kauft. Eßlingen
(32) treibt Maschinenbau, und in Geislingen (9) blüht die Metallwarenfabri-
kation. fluch das von waldgekrönten höhen und Weinbergen umgebene Stuttgart
(286), die Hauptstadt des Königreiches Württemberg, besitzt bedeutende Industrie.
Es ist einer der hauptsitze des deutschen Buchhandels und der damit verbundenen
graphischen Gewerbe. Straßen aus allen Himmelsrichtungen laufen hier zusammen:
vom Schwarzwald, vom Jura, von der Donau sowie von den nordwürttembergischen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Eberhard Schiller
Spreewald.
Heuhaufen. — Im Winter treten Schlittschuhe und Schlitten an die Stelle des Kahnes.
Da die Spreewaldbewohner vielfach in der Fremde einträglichere Beschäftigung finden
als in der Heimat, wandern sie gern in die benachbarten Großstädte. Dort kann
man häufig junge Spreewälderinnen im Schmucke ihrer Volkstracht sehen.
Das Land östlich und westlich des Spreewaldes (Nieder-Lausitz) ist sandig und
wenig fruchtbar. Besonders öde und daher dünn bevölkert ist das westliche Gebiet.
Im Osten hat sich infolge des Kohlenreichtums benachbarter Gegenden (S. 53) eine
rege Fabriktätigkeit entwickelt, und zwar ist besonders die Tuchweberei zu hoher
Blüte gelangt. Deshalb finden auch dort bei weitem mehr Menschen ein Auskommen,
als der dürftige Boden ernähren könnte. 5ln der Spree hat sich Cottbus (47) zu
einer wichtigen Fabrikstadt entwickelt, und an der Neisse sind Forst (35) und
Guben (40) zu betriebsamen Orten herangewachsen. In der Nähe der Spreemündung
liegt Berlin (mit Vororten fast 3,7 Ittill.), die Hauptstadt des Deutschen Reiches und
des Königreiches Preußen.
Da Berlin die Residenz des Kaisers ist, haben dort die obersten Reichs- und
Staatsbehörden ihren Sitz, und es versammeln sich dort der deutsche Reichstag und
der preußische Landtag. — feerlin ist ferner die bedeutendste deutsche Industrie-
stadt. Besonders Wäsche- und Modegegenstände (fertige Kleider), Samt, Plüsch und
Teppiche, Wachstuch, Linoleum, Maschinen und elektrische Anlagen, Porzellan-, Buch-
binder-, Gold-, Silber-, Bronze-, Kupfer-, Nickel- und Neusilberwaren werden dort
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Ortsnamen: Spreewald Nieder-Lausitz Cottbus Neisse Guben Berlin Berlin
Elbsandsteingebirge. Dresden.
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stein!), und es bildeten sich Auswaschungen, die sich immer mehr vergrößerten.
(Ächte auf die Steine unter Vachtraufen und Brunnenröhren!) Das eingedrungene
Wasser dehnte sich im Vinter durch Gefrieren aus und sprengte die Felsen ausein-
ander. Auch das Pflanzenleben half mit an der Zerstörungsarbeit: Baumwurzeln
zwängten sich in die Spalten und Klüfte, die überall die Felsen durchdringen und
sie in „quaderförmige" Stücke teilen? im Moose sammelte sich wie in einem Schwämme
die Feuchtigkeit, und die Säuren, die im Wasser infolge der Verwesung der pflanzen ent-
standen, lockerten den Zusammen-
hang des Gesteins. Die haupt-
zerstörungsarbeit aber leisteten
die Gewässer, die von Böhmen .
' ' r, . - (Querschnitt durch das Elbsandstemgetnrge.
her über das Gebirge emen Abfluß
nach Nordwesten suchten. Die weicheren Teile des Gesteins wurden beseitigt, die
härteren blieben stehen. So erblicken wir heute, nachdem die Zerstörung der Felsen
viele Jahrtausende hindurch sich fortgesetzt hat und immer noch weiter dauert, tief
eingeschnittene Schluchten, hohe, säulenartige Pfeiler (Bastei), die meist in mächtige
Quadern zerspalten sind, sowie Tafelberge (Königstein) mit steil abfallenden wänden.
Das tiefste Tal hat sich die (Elbe genagt. Auf dem Grunde der breiteren Täler hat
sich toniger Boden angesammelt, hier finden sich daher Laubwälder, wiesen und
Äcker. Die Hochflächen („Ebenheiten") find aber sandig, so daß nur Kiefernwälder
und magere Korn- und Kartoffelfelder das Land bedecken, wegen seiner landschaft-
lichen Schönheit wird das Gebirge „Sächsische Schweiz" genannt und alljährlich von
vielen Fremden aufgesucht. Da der „Cjuadersandstein" als Baustein sehr geschätzt
wird, hat man am Elbufer große Steinbrüche angelegt (warum gerade hier?). Der
Sitz des Sandsteinhandels ist Pirna (19).
Der Talkessel von Dresden. Die Ausläufer des Elbsandsteingebirges und des
Lausitzer Berglandes (s. u.) schließen einen Talkessel ein, der von der Elbe durchströmt
wird. Die sanften höhen, die das reizvolle Becken umrahmen, sind an den sonnigen
Abhängen von Weinbergen und Obstgärten bedeckt. Schmucke Landhäuser, freundliche
Dörfer und stattliche Schlösser ragen dazwischen auf. In der Initte aber, wo die Ge-
wässer des breiten Elbstroms, von mächtigen Brücken überspannt, majestätisch dahin-
fließen, dehnt sich die herrliche Königsstadt Dresden (547) mit ihren prächtigen Ge-
bäuden aus. Der außerordentliche Reichtum an Kunstwerken, die die Stadt in ihren
Inuseen birgt, hat ihr den Namen „Elbflorenz" eingetragen, und gleich der italienischen
Kunststadt wird sie alljährlich von vielen tausend Fremden aus aller Herren Länder
besucht. Da Dresden an der Stelle angelegt ist, wo man die Elbe am leichtesten über-
brücken konnte und von wo aus sich Straßen und Eisenbahnen am besten nach allen
Himmelsgegenden anlegen ließen, entwickelte es sich zu einer großen Handelsstadt.
Besonders lebhaft ist der Schiffsverkehr- ist doch die Elbe die wichtigste Verbindung?-
straße zwischen Deutschland und Böhmen. Täglich gehen etwa 50 Schiffe über die
Grenze. Sie sind mit Kohlen, holz. Getreide, Gbst und Sandstein beladen. Auch
der Personenverkehr ist sehr lebhaft. Begünstigt durch die nahen Kohlenlager (s. o.)
ist im verein mit dem Handel auch die Industrie mächtig aufgeblüht. Werke des
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Extrahierte Ortsnamen: Dresden Pirna Dresden Dresden Dresden Deutschland